Vom Dorf Udenheim bis zur fürstbischöflichen Residenzstadt 784 - 1623
784
Erste urkundliche Erwähnung (Lorscher Schenkungsbuch).
1191
Burg Udenheim erstmals genannt (Grafen von Eberstein).
1276
Errichtung der Zoll- und Rheinfähre.
1308
Speyerer Bürger siedeln sich an: Besitz der Patrizier Heinrich von Cöln und Engelmann von Bebingen.
1316
Erwerb des Fleckens und der Burg Udenheim durch Heinrich von Leiningen, Bischof zu Speyer.
1338
Kaiser Ludwig der Bayer erhebt den Ort zur Stadt nach dem Landauer Muster (Wochen- und Jahrmarkt, Stadtmauer).
1371
Udenheim wird fürstbischöfliche Residenzstadt.
1386
Unter Bischof Eberhard von Dienheim beginnt die Errichtung der ersten Stadtbefestigung mit Mauer und Wassergraben.
1438
Ende der Amtszeit Bischofs Raban von Helmstadt. Die innere Stadt entsteht. Sitz des Landfauten vom Bruhrain.
1459
Unter Bischof Siegfried II. wird die Burg erweitert und renoviert: Ein hoher fester Turm wird im Schloßhof errichtet.
1480
Hohe Blüte der Residenz: Hofhaltung, Kanzleigericht, geistliche Einrichtungen der Bischöfe tragen zum Wohlstand bei.
1502
Bauernverschwörung "Bundschuh " im Bruhrain.
1525
Bauernkrieg. Vergleich von Udenheim. Die Bürger behalten ihre Privilegien. Schloß wird unter Georg Pfalzgraf bei Rhein zur spätmittelatterlichen Festung ausgebaut.
1540
Gründung der Lateinschule.
1553
Bischofsweihe in der Stadtpfarrkirche. Rudolph von Frankenstein. Herkömmlicher Huldigungszug nach Speyer.
1569
Bischof Marquard von Hattstein baut Stadt und Schloß mir großem Aufwand aus. Kunstwasserwerke im Schloßgarten. Erhebung des Stadtgerichts zum Landgericht.
1584
Weihe des Bischofs Eberhard Freiherr von Dienheim. Udenheimer Münze verteilt Goldgulden an die Bevölkerung.
1607
Die Pest rafft viele Bürger hin.
1610
Bischof Eberhard stirbt. Philipp von Sötern wird sein Nachfolger.
1612
Bischofsweihe von Philipp von Sötern und gleichzeitig Weihe des Wormser Bischofs von Effern in der Schloßkapelle.
1615
Bischof Philipp von Sötern, der mit den protestantischen Nachbarn nicht das beste Verhältnis hat, veranlasst den Umbau der mittelalterlichen Stadtbefestigung zur Festung mit Bastionen, dem damaligen Stand der Technik.
1618
Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Die halbfertigen Festungswerke werden durch Kurpfalz und Baden-Durlach zerstört.
1620
Die Festung wird zur stärksten Bastion am Oberrhein ausgebaut. Philipp von Sötern übernimmt selbst den Oberbefehl. Die Festungswälle umschliessen den Schloßbereich und die innere Stadt sternförmiger Manier. Die äußere Stadt wird in ein Hornwerk einbezogen.
Philippsburg: Zwei Jahrhunderte umkämpftes Bollwerk und Reichsfestung 1623 - 1801
1623
Wiederaufbau der Anlagen. Udenheim wird in Philippsburg umbenannt. Diesmal sorgt die Reichsstadt Speyer für die Zerstörung. Der erneute Wiederaufbau erfolgt mit französischer Unterstützung.
1625
Kloster Hördt wird nach Philippsburg verlegt. Erhebung zur Stiftskirche.
1633
Belagerung durch die Schweden.
1634
Eroberung der Festung durch die Spanier, die kurz darauf durch die Schweden verdrängt werden. Übergabe an die Franzosen. Erster evangelischer Gottesdienst.
1635
Die Kaiserlichen nehmen Philippsburg ein. In den folgenden Jahren werden die Anlagen weiter ausgebaut und verstärkt.
1640
Kommandant Kaspar Bamberger baut Kloster Waghäusel wieder auf. Simplicissimus verweilt in der Festung.
1644
Belagerung und Einnahme durch den französischen General Duc d´Anguier (der "Große Condé").
1648
Im Westfälischen Frieden wird Philippsburg der französischen Krone zugesprochen. Erneuter Umbau und Erweiterung der Anlagen nach den Plänen des berühmten Festungsbaumeisters Vauban. Die Erdwälle werden weitgehend durch gemauerte Konstruktionen ersetzt.
1666
Die Kriegsbaumeister Vauban und Vaubrun erweitern die Festungswerke erheblich. Ein neues Kronwerk und Hornwerk entstehen.
1673
Marschall Turenne als Vertreter Ludwigs XIV. vollendet den Ausbau. Am Weißen Tor wird eine Tafel zur Verherrlichung des französischen Königs angebracht.
1676
Rückeroberung durch ein Reichsheer unter Oberbefehl des Markgrafen Hermann von Baden- Durlach. Der spätere "Türkenlouis" Prinz Ludwig von Baden darf die Siegesbotschaft nach Wien bringen.
1679
Nach dem Frieden von Nymwegen wird Graf Starhemberg, Bruder des Verteidigers von Wien, Kommandant der Festung.
1688
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wird Philippsburg von einem französischen Heer unter der Leitung von Vauban belagert. Als die Franzosen nach verlustreichen Kämpfen in das Kronenwerk eingedrungen waren, kapituliert der kaiserliche General Starhemberg und zieht mit 1.600 Mann, 4 Kanonen, 2 Mörsern und 100 Bagage-Wagen frei ab. In seinen Memoiren liefert Vauban eine ausführliche Schilderung dieses Kampfes. Zu diesem Zeitpunkt gilt Philippsburg als das Muster der modernen Festungsbaukunst und findet in vielen zeitgenössischen Lehrbüchern Erwähnung. In den folgenden 9 Jahren baut Vauban die Anlagen weiter aus.
1697
Im Frieden von Rijswijk gibt Frankreich als Gegenleistung für das Recht, Straßburg behalten zu dürfen, alle rechtsrheinischen Festungen an das Reich zurück. Philippsburg wird zur Reichsfestung erklärt, wobei aber der Bischof von Speyer weiterhin Landesherr bleibt.
1710
Grundsteinlegung zur neuen Stadt-Pfarrkirche.
1721
Damian Hugo von Schönborn wird Speyerer Fürstbischof. Die Residenz verlegt er nach Bruchsal.
1734
Der polnische Erbfolgekrieg lässt auch am Rhein die Kämpfe wieder aufflammen. Am 23. Mai erscheint der Duc de Berwick an der Spitze einer Armee von 111.000 Mann vor Philippsburg. Bei dieser Belagerung, die über 2 Monate dauert, verlieren die Franzosen nicht nur ihren Oberbefehlshaber, sondern über 19.000 Soldaten. Auch diesmal gelingt es nicht, die Festung vollends zu erstürmen, so dass der kaiserliche Kommandant Wutgenau nach ehrenvoller Kapitulation mit 2.700 Mann abziehen kann.
1737
Im Frieden von Wien fällt Philippsburg wieder an Kaiser und Reich zurück.
1760
Besonders schwere Überschwemmung. Das Dorf Knaudenheim wird verlegt; 1763 wird die neue Kirche dort durch Fürstbischof von Hutten (Huttenheim) eingeweiht.
1772
Kirrlach, St. Leon und Rot werden dem Amt Philippsburg zugeteilt.
1777
In den folgenden Jahren verfällt die Festung zusehends. Zum Schluss sind die kaiserlichen Truppen bis auf ein Restkontingent von wenigen Mann zusammengeschrumpft und ab 1782 bleibt nur noch der Kommandant übrig.
1782
Fürstbischof Stirum will die Residenz wieder errichten und die Festung schleifen lassen. Der Reichstag lehnt ab.
1792
Absichten des Fürstbischofs von Speyer, Damian August von Limburg-Styrum, die Festung endgültig niederreißen zu lassen, werden durch Ausbruch des 1. Koalitionskrieges verhindert. Stattdessen beginnt man in den folgenden Jahren damit, die Anlagen wieder verteidigungsbereit zu machen.
1799
Im Frühjahr rücken die Truppen Napoleons über den Rhein vor. Vom 6. bis 12. September legt eine heftige Beschießung die Stadt fast völlig in Trümmer, ohne dass die Festung fällt.
1800
Der Vertrag von Hohenlinden bringt das Ende: Philippsburg muss den Franzosen übergeben werden, auf Befehl Napoleons werden alle Werke gesprengt und geschleift. In einer beispiellosen Spendenaktion gelingt es dem letzten Kommandanten, Rheingraf von Salm, einen größeren Geldbetrag zur Unterstützung der mittelosen Einwohner zu sammeln. Die Stadt wird, obwohl die Behörden ursprünglich eine Verlegung auf das Hochgestade fordern, an der alten Stelle wieder aufgebaut.
1801
Napoleon I. Befehl zur Zerstörung der Festungsanlagen wird von französischen Mineuren und Sappeuren gründlichst durchgeführt. Das frei werdende Gelände wird an die Bürger verteilt.
Badische Amtsstadt und Industriestandort 1802 bis heute.
1803
Wiederaufbau bringt grosse Schwierigkeiten: im wesentlichen werden die alten Straßenzüge wieder bebaut.
1810
Abriss des Weißen Tores als letztem Rest der Festung.
1811
Die Stadtkirche wird wieder aufgebaut.
1849
Bad. Revolution. Philippsburg im Zentrum der Volkserhebung im Bruhrain. Schlacht bei Waghäusel.
1852
Gründung der Sparkasse.
1868
Einweihung der neuen Volksschule.
1871
Die Siegeslinde (Krieg 1870/71) wird auf dem Marktplatz gepflanzt.
1873-1874
Bau der Eisenbahn von Bruchsal nach Rheinsheim
1877
Inbetriebnahme der Eisenbahnbrücke über den Rhein nach Germersheim
1899
In Anwesenheit des Großherzogs wird der 100jährigen Wiederkehr der Zerstörung von 1799 gedacht und ein Kriegerdenkmal eingeweiht.
1906
Gründung der Volksbank.
1914
1. Weltkrieg ausgebrochen: Hilfslazarett eingerichtet.
1926
Kriegerfriedhof mit Gedenkstein eingeweiht.
1935
Neue Gewerbeschule; neue evangelische Kirche.
1938
600-Jahrfeier der Stadterhebung; Festspiel.
1939
Ausbruch des 2. Weltkrieges; Westwallbunker fertig gestellt.
1942
Fliegerangriff mit 7 Ziviltoten.
1945
2. Bombenangriff (5 Tote); Sprengung der Eisenbahnbrücke über den Rhein, Not, Chaos, Einmarsch der Franzosen, später der Amerikaner.
1947
Erste neue Industrieansiedlung.
1958
Einweihung des Philippusbrunnen auf dem Marktplatz von Ehrenbürger Dr. Franz Burda.
1963
Wieder Garnisonsstadt. Salmkaserne fertig gestellt.
1965
Progymnasium gegründet: später Copernikus-Gymnasium.
1966
Hieronymus-Nopp-Schule (Grund- und Hauptschule) wird ihrer Bestimmung übergeben.
1967
Neue Eisenbahnbrücke über den Rhein nach Germersheim.
1968
Reifenfabrik Goodyear nimmt Betrieb auf. Haus Udenheim (Soldatenheim) eröffnet.
1969
Vereinbarung zum Bau des Kernkraftwerkes (KKP) beschlossen. Stadtrat stimmt zu (Bürgermeister Karl Frank, Fraktionsvorsitzende Josef M. Fieser, Klaus Moll und Ewald Haag).
1970
Erste Straßenbrücke über den Rhein (B 35). Heimatmuseum wird eingerichtet. Baubeginn des KKP auf der Rheinschanzinsel.
1973
Sonderschule im alten Schulgebäude. Trommlerdenkmal (Burda-Anlage) eingeweiht. Huttenheim wird eingemeindet (Vewaltungsreform).
1974
Eingemeindung von Rheinsheim. Partnerschaft mit der franz. Ile de Ré besiegelt. Stadt als Unterzentrum ausgewiesen.
1977
Realschule wird eingerichtet. Berwick-Denkmal errichtet. Moderne Stadtbibliothek entsteht.
1978
Altstadtsanierung beginnt.
1980
Senator Dr. Burda-Haus (Festungs- und Waffengeschichtliches Museum) eröffnet. Feuerwehrgerätehaus und DRK-Rettungswache neu erbaut, ebenso Polizeiwache.
1984
1200-Jahrfeier mit vielen Veranstaltungen.
1988
Feier der Stadtrechtsverleihung vor 650 Jahren.
1994
KKP übergibt das Bürgerhaus zur Nutzung an die Bürger. Neuer Ratsaal im Herzen der Stadt.
1999
200-jährige Wiederkehr der Zerstörung von 1799 durch die Franzosen gedacht.
2000
Kopie des von den Franzosen um 1720 gefertigten Modell der Stadt und Festung Philippsburg wird übergeben.
2009
1225-Jahrfeier mit vielen Veranstaltungen
2011
Abschaltung des Block I des KKP. Anbindung an die S-Bahn Rhein-Neckar, Linie S33
2013
Eröffnung Heimatmuseum in der Kronenwerkstraße
2017
Schließung der Reifenfabrik Goodyear
2019
Abschaltung Block 2 des Kernkraftwerks und damit Beendigung der nuklearen Stromproduktion in Philippsburg.
2020
Sprengung der Kühltürme und somit Entfernung der weithin sichtbaren Wahrzeichen von Philippsburg.